Sonntag, 13. November 2016

Kleine Wunder, große Wonder....

Dem ein oder anderen haben ich den Link zu diesem Blog bereits geschickt. Eine Rückmeldung habe ich auch von meinem großen Wunder bekommen. Nun habe ich Lust, euch von meiner Brautkleidsuche zu erzählen.

Ein Brautmodengeschäft zu finden, in dem es bezahlbare (!) schöne (!) Brautkleider in Übergroßen gibt, ist nicht leicht. Meine größte Sorge war sowieso: Wie kriege ich meinen Körper in ein Kleid und wie sehe ich dabei auch noch gut und elegant aus?
Ich bin dann auf ein Geschäft in Bochum gestoßen. Ungefähr ein Jahr vor der Hochzeit gab es den ersten Termin und ich habe tatsächlich ein Kleid gefunden, was mir zu gefallen schien und auch möglicherweise irgendwann perfekt passen sollte. Korsage, keine Korsage? Träger, keine Träger? Schnürung, keine Schnürung? Geblendet durch diese unheimlich nette Verkäuferin. Glücklich, ein Kleid gefunden zu haben. Anproben über Anproben. Merkwürdigkeiten über Merkwürdigkeiten, aber was bleibt einem schließlich übrig. Der Markt gibt eben nicht so viele Geschäfte für dicke Menschen her.
Zwei Wochen vor der Hochzeit plötzlich das große Erwachen. Nichts des Kleides passte auch nur ansatzweise. Schon während der Anproben zwischendurch, wollte sie mir je nach Lust und Laune erzählen, dass ich mehrere Nummern zugenommen und auch wieder abgenommen habe. Je nachdem wie passend das Kleid war, was sie gerade da hatte. Am Abholtag hat sie aber einen drauf gesetzt. Jede Menge Körper, aber nochmal viel mehr Stoff. Mit der richtigen Klammer wirkt das schon, bis Zuhause die Erkenntnis kam, das keine Schneiderin weit und breit, daraus ein passendes Brautkleid zaubern kann. 

Jede Menge Frust, Trauer, Verzweiflung... bis ich das bei facebook zum Ausdruck gebracht habe. Durch Zufall las das unser Fotograf. Der kenne da jemanden, der jemanden kennt und der da durch Zufall, kürzlich ein Laden in Moers geöffnet habe, der Brautkleider in Übergrößen anbiete.
Mein Wunder war wahrhaftig lebendig. Ein kurzes Telefonat, Verabredung für den nächsten Tag, Begleitung zusammen getrommelt und los. Nacht und Nebelaktion. Etwa 24 Stunden später nachts um 3 Uhr hatte ich dann mein Kleid gefunden. Alle voll übermüdet. In dieser Zeit wurden die Ohren meiner Mitmenschen ganz schön strapaziert. Eine Achterbahnfahrt.

Zwischendurch habe ich dann noch schnell mein missglücktes Kleid zurück gegeben. Und innerhalb einer Minute voller wütender Worte das volle Geld zurück bekommen. Wie ich es geschafft habe, ihr keine reinzuhauen, weiß ich bis heute nicht. Danach brauchte ich erstmal ein Bier und die Erkenntnis, dass so eine Hochzeitskleidgeschichte nicht Alltag ist.

Am Ende wurde alles gut. Ich hatte ein wunderschönes traumhaftes Kleid, in dem ich mich wohlgefühlt habe. Und ja, diese Fotos sind die einzigen Fotos von mir aus den letzten 5 Jahren, die ich mit großer Freude anschaue. Ich träume davon, irgendwann in ein ganz normales Brautkleid zu passen, aber ich bin dankbar dafür, dass ich zumindest an diesem Tag eine schöne dicke Braut sein durfte.

Ich danke Vivian Wonder für seinen nicht selbstverständlichen Einsatz. Der spontane Termin, die Fahrt nach Essen, das Einfallen bei C., die tröstenden Worte, den Mut....
Achja, und die Möglichkeit bei einer Modenshow mitzulaufen. Ich weiß nicht, wer mich jemals dazu gebracht hat, ja zu sagen. Aber ich habe mein Brautkleid in zwei Durchläufen auf der Hochzeitsmesse präsentiert. Doofe Blicke derer, die ihre Models in Größe 36, 38 oder höchstens 42 auf den Laufsteg schickten. Völlig ahnungslos bin ich darüber stolziert, habe mit meiner Schleppe etwas Chaos angerichtet, Mama vor stolz platzen lassen und etwas Applaus kassiert. Eine Erfahrung, die mich stark gemacht hat. An die ich noch so oft denke. Eine Erfahrung, die ich in der Form nie wieder machen möchte. Nie wieder in Größe 62 über den Laufsteg. Vivian, ich hoffe, wir sehen uns genau da wieder. Ich in eines deiner Kleider, nur ganz viel kleiner!!!

 

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