Samstag, 21. Januar 2017

Ich buchstabiere: S H O P P E N!

Bevor ich operiert wurde, hatte ich den Vorsatz, mir so schnell keine neue Kleidung zu kaufen. Ich wollte immer warten, bis jedes einzelne Kleidungsstück mir so gar nicht mehr passt.

Schade sehr, hat leider nicht funktioniert. 
Ich habe jetzt Größe 48/50 erreicht. Das sind 6 bis 7 Kleidergrößen kleiner. 
Sicher könnte ich ganz entspannt warten und jedes Kleidungsstück bis auf dem letzten cm ausnutzen. Allerdings will man das neugewonnene Körpergefühl auch genießen. Sich in neuer Kleidung spüren. Experimentieren. Etwas an sich ausprobieren, was bisher nicht möglich war bzw. was niemals im Kleiderschrank gelandet wäre. Schöne Unterwäsche tragen, nicht mehr nur praktisch, hauptsache es sitzt. Oberteile, die Kontur erblicken lassen und nicht bloß zur Abdeckung unschöner Masse dienen. Auch mal ein farbiges Kleidungsstück. Nicht grau in schwarz, oder vielleicht doch schwarz in schwarz.

Ganz davon abgesehen habe ich in der Vergangenheit meinen Kleiderschrank gar nicht benutzt, sondern nur aus dem Wäschekorb gelebt, was ziemlich überschaubar war.

Ich habe von Anfang an meinen Vorsatz gebrochen. Keine Größe habe ich seit der Abnahme ausgelassen. Es fühlt sich gut an, zu shoppen und zu merken, dass man wieder eine Größe hinter sich gelassen hat. Kisten zu packen, mit alter Kleidung und sich vorzunehmen, da nie wieder rein zu passen. Nicht mehr pink mit Blümchen bestickte Kleidung bei Ulla Popken bestellen müssen, wo man für ein einfaches unspektakuläres Oberteil ein halbes Vermögen ausgibt.

Im Juni 2013 habe ich mich bei einer Aktion als Cindy aus Marzahn verkleidet. So mit allem drum und dran. Ich fand mich damals schon sehr überzeugend in meiner Verkleidung. Gestern beim Kisten auspacken habe ich das Kostüm und die Perücke wieder gefunden. Anprobieren war angesagt! Meine pinke Jogginghose und das pinke Oberteil glichen einem pinken Sack. Gewand wäre auch ein Ausdruck. Die Perücke saß auch ganz anders. Wahnsinn, wie sich so eine körperliche Veränderung auch auf den Kopf und das Gesicht auswirkt. 
Ich bin fast ausgerastet vor Freude und habe mich gefühlte 100x wiederholt. Ich habe die Cindy hinter mich gelassen, obwohl ich doch damals so stolz war, mich endlich mal im Rahmen von Freizeitaktionen ähnlich eines Stars verkleiden zu können, wo wir das doch jedes Jahr gemacht haben und ich immer eher unscheinbare praktische Kostüme gewählt habe.

Ich weiß, dass es modisch erst der Anfang ist und hoffentlich noch 5 Kleidergrößen weniger auf mich warten, aber schon jetzt ist es ein Genuss. Bisher habe ich meinen Stil auch noch nicht gefunden.

Morgen werde ich shoppen gehen. Es ist das allererste Mal seit Jahren (vielleicht seitdem ich lebe), dass ich mich mit Freude gezielt zum Shoppen verabrede. Selbst, wenn ich ohne ein Kleidungsstück nach Hause komme, was sehr wahrscheinlich ist, weil ich gerade nichts brauche (!) und mein Geldbeutel schonen muss, ist es wieder etwas an neugewonnener Lebensqualität. 
S H O P P E N! Bisher gab es das in meinem Wortschatz nicht. Zumindest nicht positiv besetzt. Bisher wäre meine Bedeutung für Shopping eher Quälerei gewesen.

Meine Lieblingsband singt: "Eines wird nie passier'n: Ich werde niemals mit dir shoppen gehn...." 
Während viele Lieder von denen für mich eine neue Bedeutung bekommen haben, wird mir dieses Lieder immer fremder, wo es mir bisher quasi aus der Seele gesprochen hat.
Vielleicht muss ich doch bald Madsens Zeilen nutzen: "Immer wieder sage ich: „Das wird das letzte Mal sein“."




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